von der Sehnsucht nach Wahrheit, sich öffnen und der Verletzbarkeit

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ich habe durch das Bloggen das Schreiben für mich entdeckt. Zuerst war da nur die Idee des Bloggens an sich. Bloggen = Kunden/Klienten gewinnen… So hab ich es zuerst gesehen. Das Schreiben selbst war gar nicht so relevant. Doch dann habe ich bemerkt, wie viel Spaß mir das Schreiben macht. Wie gut es mir tut, das was bei mir da ist, was mich beschäftigt, aufs Papier (oder vielmehr in den Blog) zu bringen. Und dabei habe ich festgestellt: die Themen verändern sich und werden immer persönlicher. Mein letzter Blog ging ja darüber, dass ich einen Mann kennengelernt habe, dem ich gern meine Gefühle mitteilen möchte. Und ich habe über meinen Schmerz geschrieben und von meiner Work darüber. Also ein sehr persönliches Thema. Da liegt es auf der Hand, dass ich mir dann gestern schon Gedanken gemacht habe: ist es wirklich gut für mich, so persönlich zu schreiben? Mich so zu öffnen, auch Menschen, die ich ja gar nicht kenne. Und wer weiß, vielleicht liest er ja auch meinen Blog und weiß mittlerweile, wie ich fühle für ihn. Denn durch das Öffnen mache ich mich ja auch verletzlich gegenüber anderen. Biete „Angriffsfläche“

hm… und ist das wirklich wahr?

Seit einigen Jahren ist ja die Work fester Bestandteil meines Lebens. Und in der Work geht es für mich nicht nur ums worken an sich, sondern auch um eine gewisse Philosophie dahinter. Ich habe mich dadurch nicht nur von vielen Glaubenssätzen und stressigen Gedanken gelöst, sondern auch meine innere Haltung und Einstellung hat sich verändert. Und ich habe mir angewöhnt, vieles zu hinterfragen – z.B. eben auch ob es tatsächlich wahr ist, dass ich mich, wenn ich einen sehr persönlichen Blog schreibe, verletzlich mache…. ich habe mich ganz bewusst damit auseinander gesetzt. Mich gefragt: was bedeutet es denn, wenn ich mich verletzlich mache? Was kann denn Schlimmes passieren?

1.: Befürchtungsliste – was kann Schlimmes passieren?

  • andere wenden sich von mir ab oder lachen mich aus
  • meine Klienten haben keinen Respekt mehr vor mir
  • andere reden über mich
  • andere nutzen meine Verletzbarkeit aus, indem sie dann alles gegen mich verwenden

2.: Bedeutungsliste – was bedeutet das für mich wenn ich mich öffne und damit verletzlich mache?

  • ich biete jede Menge Angriffsfläche
  • ich bin quasi „gläsern“
  • keiner nimmt mich ernst

Und mir war damit klar, ich muss zuerst einen (oder mehrere) Sätze worken, bevor ich weiterhin blogge. Deshalb habe mir den rausgesucht, der für mich am meisten „Ladung“ hat, sich am stressigsten anfühlt:

„andere nutzen meine Verletzbarkeit aus, indem sie dann alles gegen mich verwenden“

…und während meiner Work in Frage drei stelle ich fest, wie sehr ich mich von meinen Gedanken abhalten lasse, das zu tun, was mir gut tut. Ich mich selbst einsperre in einem Gefängnis das nur in meinem Kopf ist. Lieber auf „gute Laune“ mache, auf einen abgeklärten Menschen, als offen und ehrlich mein Innerstes, das nicht immer hell und freundlich ist, nach außen zu bringen. Ich habe Angst vor etwas, das vielleicht nie passiert. Und ohne den Gedanken folge ich einfach meiner Intuition, meinen Impulsen. Mache genau das, was gerade dran ist. Folge meinem Herzen und lass meine Kreativität raus. Und fühle mich frei. Und bei den Umkehrungen kam mir die Erkenntnis: damit bin ich es doch selbst, die die eigene Verletzbarkeit gegen sich verwendet. Indem ich mich von Dingen abhalte, die ich gerne tun möchte. Indem ich mir Ängste schüre. Und ich nutze meine Verletzbarkeit aus, indem ich sie gegen ANDERE verwende: ja, auch das ist wahr. Wenn ich von anderen glaube, dass sie etwas tun, was sie vielleicht nie vorhaben, tu ich mir nur selbst weh mit meinen Gedanken über sie. Und ich traue den anderen auch nicht zu, mit dem, was ich von mir preisgebe, umgehen zu können. Und damit nutze ich meine Verletzbarkeit gegen andere aus. Auch das Gegenteil kann wahr sein. Die anderen nutzen meine Verletzbarkeit nicht aus… im Gegenteil: vielleicht fühlen sie sich davon angezogen, fühlen sich mir verbunden. Ehrlichkeit verbindet. Abgesehen davon ist es ihre Angelegenheit, was sie von mir denken. Ich kann die anderen nicht beeinflussen. Ich kann sie nicht davon abhalten, zu denken, was sie denken. Zu tun, was sie tun. Ich habe es nicht in der Hand.

Und ist es nicht auch schön, verletzlich zu sein? Offen, ehrlich, auch mal schwach? Für mich ist es viel anstrengender, immer die „Fassung zu wahren“, stark sein zu müssen. Das erschöpft mich… Ich will in meinem Leben nicht mehr dauernd stark sein müssen, möchte am Boden liegen, wenn es mir gut tut. Alle Viere von mir strecken. Hingabe… Und irgendwann auch wieder aufstehen.

Danke fürs Lesen

Herzensgrüße, Julia

Ein Gedanke zu “von der Sehnsucht nach Wahrheit, sich öffnen und der Verletzbarkeit

  1. „Die anderen nutzen meine Verletzbarkeit nicht aus… im Gegenteil: vielleicht fühlen sie sich davon angezogen, fühlen sich mir verbunden. Ehrlichkeit verbindet.“

    Ich fühle mich verbunden und kann deinen Blog nur weiterempfehlen. Für mich fühlt es sich gut an was du hier tust, du gibst sehr viel und bekommst es mit Sicherheit vom Universum zurück.

    Danke für deine Gedanken

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